Geschichte

Am Anfang war – wie könnte es anders sein? – die Platte. Freilich, jeder kennt sie, die Grundlage jedes Tischtennisspielers: sie ist grün oder blau, hat in der Mitte und an den Kanten weiße Striche, die Maße sind überall auf der Welt gleich und wenn es sich um ein modernes Gerät handelt, dann sind an den Füßen auch noch Räder montiert, die den Transport erleichtern. Ja so ist es kurz nach der Jahrtausendwende. Ob sich unsere Ahnen dies so vorgestellt haben? Wohl kaum!!

Wir schreiben das Jahr 1948. Man hat sich mehr oder weniger gut vom Krieg erholt. Die Kriegszerstörungen sind noch immer sichtbar, aber es wird geschuftet und aufgebaut, manchmal bis zur völligen Erschöpfung. Niemand ahnt, dass das Wirtschaftswunder bevorsteht, aber jeder möchte seinen Teil dazu beitragen, dass aus den Trümmern florierende Firmen und aus Schutt und Ruinen schöne Häuser werden. Die Vergangenheit? Sie ist vorbei, nichts ist mehr wie es war, man verdrängt sie, aber eines wird nicht verdrängt und vergessen, die Begeisterung für Sport und Spiel – in diesem Fall für das Tischtennisspiel, im Volksmund Ping-Pong genannt.

Innerhalb der Fußballvereinigung 08 Mühlacker wird in diesem Jahr von jungen tischtennisbegeisterten Männern eine neue Abteilung gegründet. Die Gründungsversammlung wurde im Bahnhotel Mühlacker durchgeführt. Zu den Gründungsmitgliedern der neuen Abteilung gehörten u. a. die Herren Apfelthaler, Barth, Gayde, Müller, Renner, Röck, Ryba, Schmid und Wörner.

Der erste Trainingsort war der ehemalige Physiksaal des Schillergymnasiums. Weitere Spielorte waren der Saal der Jakobshöhe, die Eingangshalle im Uhlandbau, sowie der Gang und Duschraum im Gymnasium. Schließlich fand die kleine, aber rührige Abteilung eine endgültige Bleibe in der Turnhalle im Käppele. In den ersten 10 Jahren leitete der damalige Rektor der Grundschule Karl Apfelthaler die Abteilung. Zwei aktive Herrenmannschaften, eine Damenmannschaft und eine Jugendmannschaft nahmen an den Verbandsspielen bis zum Spieljahr 1964/1965 im Badischen Tischtennisverband teil. In der ersten Herrenmannschaft spielten damals Ryba, Apfelthaler, Schmid, Wörner, Barth und Siller. Die zweite Manschaft wurde von Stölzle, Göttinger, Müller, Röck, Renner, Hiltwein und Wagner gebildet. Die 1950 erstmals gemeldete Damenmannschaft präsentierte sich in folgender Aufstellung: Schmid, Wörner, Apfelthaler, Wagner, Strecker und Rommel.

Aushängeschild der ersten Mannschaft war in der damaligen Zeit W. Ryba. Bei Kreis- und Bezirksmeisterschaften feierte er viele Erfolge. Anfangs der Fünfzigerjahre kam der junge Robert Beck als neuer Spieler zur ersten Mannschaft. In den darauffolgenden Jahren gewann er mehrfach Turniere und erreichte bei den badischen Ranglistenspielen vorderste Plätze. Robert Beck spielte insgesamt 26 Jahre in der ersten Mannschaft. Eine Leistung, die wohl kein anderer Spieler des Vereins nur annähernd erreichen wird.

Die erste Mannschaft war laufend in der Bezirksklasse und in der Kreisklasse A vertreten. Im Sommer 1965 wechselte die Tischtennisabteilung der 08 Mühlacker zum Württembergischen Tischtennisverband über. Auf Anhieb wurde die A‑Klassen-Meisterschaft und damit der Aufstieg in die Bezirksklasse erzielt. Die Abteilung wurde in diesen erfolgreichen Jahren von Robert Schmid geleitet.

Bei all den ernsten Spielen und Turnieren kam jedoch auch die Geselligkeit nicht zu kurz. So wurde beispielsweise von der Abteilung jährlich ein Faschingsball durchgeführt. Des weiteren knüpfte man in den Sechzigerjahren freundschaftliche Kontakte zu österreichischen Sportvereinen und trug über Jahre hinweg Freundschaftsspiele in Österreich aus.

Nachdem die erste Herrenmannschaft durch mehrere Spieler aus Niefern verstärkt wurde, erkämpfte sie eine Meisterschaft nach der anderen, bis sie schließlich in der Landesliga spielte. Die zweite Mannschaft spielte in dieser Zeit eine gute Rolle in der Kreisklasse B. Durch den Bau einer Turnhalle in Niefern verließ eine komplette Mannschaft die Abteilung, so dass sich die verbleibende Restmannschaft freiwillig um 2 Klassen zurückstufen ließ und man in der Kreisklasse A einen Neuanfang wagte. Um die Routiniers Robert Beck und Adolf Pfeil, dem Nachfolger von Robert Schmid als Abteilungsleiter, wurden zwei Mannschaften gebildet, die versuchten, den Tischtennissport in Mühlacker nicht aussterben zu lassen. Nur mühsam gelang es über Jahre hinweg den Klassenerhalt in der Kreisklasse A zu erreichen. Oft wussten die Mannschaftsführer Minuten vor Spielbeginn nicht, wer überhaupt spielt – ob Stammspieler oder Ersatzspieler – und ob die Mannschaft überhaupt komplett zum Spiel antreten wird. Oft genug traten nur Rumpfmannschaften an. Insbesondere die zweite Mannschaft hatte darunter zu leiden. Roland Kölblin, der damalige Mannschaftsführer der Zweiten und Nachfolger von Adolf Pfeil als Abteilungsleiter kann davon sicherlich mehr als nur ein schönes Lied singen.

Aber auch diese Talsohle wurde durchschritten und die nicht leichte Zeit für die Abteilung ging vorüber. Durch kontinuierliche und gezielte Jugendarbeit gelang es Mitte der Siebzigerjahre eine dritte Herrenmannschaft aus der eigenen Jugend heraus zu formieren. Ein Wehmutstropfen fiel allerdings in diese Zeit des harmonischen Aufbaus, da sich die Damenmannschaft auflöste. Sie spielte in den vorangegangenen Jahren eine führende Rolle in der Landesliga und machte den Namen des Vereins über die Bezirksgrenzen hinaus bekannt.

Durch eine konstant gute und vor allem intensive Jugendarbeit wurden der ersten Herrenmannschaft junge Talente zugeführt und es gelang über einen 3. und 2. Platz in der A‑Klasse 1979 erstmals seit langen Jahren wieder zu Meisterehren zu kommen und den Aufstieg in die Bezirksklasse zu schaffen. In der damaligen Meistermannschaft spielten: Udo Hahnenkratt, Gerhard Loschky, Günther Rust, Hans Binder, Ekkehard Kölsch und Rolf Hahnenkratt. Nach dem Aufstieg in die Bezirksklasse entwickelte sich die erste Mannschaft zu einer echten Fahrstuhlmannschaft. Erst beim 3. Anlauf setzte man sich endgültig in den oberen Regionen des Bezirks fest.

Im April des Jahres 1983 stellte Roland Kölblin nach 13jähriger Tätigkeit als Abteilungsleiter sein Amt zur Verfügung. Zu seinem Nachfolger wurde Rolf Hahnenkratt, seit 1971 Kassier der Abteilung, gewählt.

Durch die kontinuierliche und gute Jugendarbeit in den Achtzigerjahren konnten nicht nur den Herrenmannschaften immer wieder neue Spieler zugeführt werden, sondern man konnte ab dem Jahre 1984 wieder zwei Damenmannschaften melden, die sich in ihren Staffeln sehr gut schlugen und vordere Plätze belegten.

In der Saison 1984/85 wurde die erste Herrenmannschaft Meister in der Bezirksklasse. Damit verbunden war der Aufstieg in die Bezirksliga. Mehrere Jahre wurden in dieser Klasse zwar vordere Tabellenplätze belegt, zum Aufstieg reichte es jedoch nicht.

Im Jahre 1987 übernahm Robert Förstner die Leitung der Abteilung. Das 40jährige Abteilungsjubiläum im Jahre 1988 wurde mit einem Festabend und einem Jubiläumsturnier gefeiert.

Der Ersten gelang im Jahre 1992 endlich der langersehnte und über Jahre erhoffte Aufstieg in die Landesliga. Am Aufstieg beteiligt waren Rüdiger Herrmann, Matthias Kupfer, Torsten Fehrmann, Udo Hahnenkratt, Klaus Kilzer und Michael Peschl. Mit Glück vermied man den sofortigen Wiederabstieg und schaffte den Klassenerhalt.

Vom Tischtennisverband wurde im Jahre 1994 eine neue Spielklasse oberhalb der Landesliga eingefügt. Mit fremden, teilweise „eingekauften“ Spielern, versuchte man sich in der Landesliga zu etablieren und die Chance wahrzunehmen, in die Verbandsklasse eingereiht zu werden. Buchstäblich in letzter Minute, nämlich im letzten Spiel der Saison, gelang es dann, sich für die neue Verbandsklasse zu qualifizieren.

Die Neunzigerjahre , insbesondere das Jahr 1994, waren die wohl erfolgreichsten Jahre in der Abteilungsgeschichte. Neben dem Aufstieg der ersten Mannschaft errang die zweite Herrenmannschaft die Meisterschaft und stieg in die Bezirksklasse auf. Der dritten Mannschaft gelang darüber hinaus der Aufstieg in die Kreisliga.

Seit 1994 nimmt zusätzlich zu den bisherigen Mannschaften eine Seniorenmannschaft am Spielbetrieb teil. Aufgrund der überragenden Spielstärke der „Oldies“ konnte zweimal hintereinander eine Meisterschaft eingefahren werden.

Ein weiteres Highlight in der Vereinsgeschichte war die mehr zufällige und eigentlich unerwartete Verpflichtung eines russischen Spielers für die erste Herrenmannschaft. Mit Alexej Awirkin, dem ehemaligen Jugendeuropameister in der Mannschaft, gelang es 1995 den Klassenerhalt in der Verbandsklasse zu schaffen. Zum ersten Mal aber erhielten einzelne Spieler Geld dafür, dass sie ihre Spielkünste der Abteilung zur Verfügung stellten. Sehr schnell zeigte sich, dass dieses nicht von allen Mitgliedern getragen wurde. Die über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen in der Abteilung verhinderten eine Weiterführung beziehungsweise eine Ausweitung des „Profi-Spuks“. Logische Konsequenz daraus war der sofortige Abstieg aus der Verbandsklasse in die Landesliga.

Im Jahre 1996 meldete sich endlich die Damenmannschaft zurück. Jahrelang spielte man in der untersten Klasse des Bezirks, immer kurz vor der Auflösung stehend. Plötzlich gelang als Vizemeister der Aufstieg in die Bezirksklasse. Im selben Jahr wurde die vierte Herrenmannschaft Meister der Kreisklasse C. Auch in der B-Klasse machte man den Durchmarsch und stieg in die Kreisklasse A auf.

Im Jugendbereich erreichte die erste Jungenmannschaft 1997 den Aufstieg in die höchste Klasse des Tischtennisverbandes Württemberg-Hohenzollern. Bereits 1995 gelang der Schülermannschaft bei den Württembergischen Jugendmeisterschaften ein sensationeller dritter Platz. In dieser Mannschaft spielten M. Zick, M. Schindele, M. Ludwig, E. Stieß und P. Loschky.

Den fünfzigsten Geburtstag feierte man dann im Jahr 1998. Es wurde ein Jubiläumsturnier, das sich über eine ganze Woche hinweg zog, durchgeführt. Bei einem Festakt mit anschließendem Tanz, an dem auch der Oberbürgermeister der Stadt Mühlacker Klaus Schönfeld und der Präsident des Tischtennisverbands Württemberg-Hohenzollern Frank Tartsch teilnahmen, feierte man dieses Jubiläum gebührend. Lediglich der Abstieg der ersten Herrenmannschaft aus der Landesliga in die Bezirksliga trübte in diesem Jahr die Feierstimmung ein wenig.

Ab dem Jahr 2000 entwickelte sich die Damenmannschaft zum Prunkstück der Abteilung. Sie wurde in diesem Jahr Meister der Bezirksklasse Ludwigsburg und auch Pokalsieger. Im darauf folgenden Jahr wurde die Mannschaft Meister in der Bezirksliga und stieg somit in die Landesliga auf. In der Meistermannschaft spielten B. Dahl, A. Schüle, D. Kusterer, A. Sommer und C. Gooß.

In der Saison 2002/2003 erreichte die Mannschaft dann ihren größten Erfolg. Sie wurde Vizemeister in der Landesliga und auch Bezirkspokalsieger. Danach kam aus heiterem Himmel der große Schock. Nach mannschaftsinternen Querelen löste sich die Mannschaft auf, die Spielerinnen wechselten zu anderen Vereinen und die Abteilung stand plötzlich ohne Spielerinnen da. Die Damenmannschaft musste somit vom Spielbetrieb zurückgezogen werden. Seit dieser Zeit existiert bedauerlicherweise keine Damenmannschaft mehr in der Abteilung.

Bei den Herren ging es seit 1998 stetig bergab. Nach dem Abstieg der ersten Herrenmannschaft aus der Landesliga folgte drei Jahre später ein weiterer Abstieg und der bittere Weg in die Bezirksklasse. Der absolute Tiefpunkt kam dann aber im Jahr 2005, als man mit nur einem Pluspunkt Letzter der Bezirksklasse wurde und somit in die Kreisliga abstieg.

Miteinhehr ging der Niedergang der restlichen Herrenmannschaften. Hatte man im Spieljahr 1999/2000 noch mit sechs Mannschaften am Spielbetrieb teilgenommen, so musste man im Jahr 2004 gar die vierte Herrenmannschaft wegen akuten Spielermangels mitten in der Spielrunde vom Spielbetrieb zurückziehen. Lediglich drei Herrenmannschaften nahmen daher ab der Runde 2005/2006 noch am Spielbetrieb teil.

Dann, aus heutiger Sicht die Wende. Getreu dem TTA -Motto dass „in jeder Niederlage eine Herausforderung liegt“, wäre der ersten Herrenmannschaft fast der direkte Wiederaufstieg gelungen. Zwar wurde man nur Vizemeister, dennoch war damit aber die Talsohle für die Abteilung erreicht und es begann wieder aufwärts zu gehen. Im darauf folgenden Jahr 2007 klappte es dann und man wurde überlegen Meister der Kreisliga und schaffte damit den Aufstieg in die Bezirksklasse. In der Meistermannschaft spielten M. Peschl, K-J Sommer, U. Hahnenkratt, E. Neukamm, T. Förstner, T. Hahnenkratt und R. Scheytt.

Im Jubiläumsjahr nehmen wieder vier Herrenmannschaften, zwei Seniorenmannschaften und zwei Jugendteams am Spielbetrieb teil. Die Verantwortlichen der Abteilung blicken mit vorsichtigem Optimismus in die Zukunft, nachdem das Ziel Klassenerhalt der ersten Mannschaft durchaus erreichbar ist und die restlichen Mannschaften durchgängig vordere Tabellenplätze in ihren jeweiligen Spielklassen belegen. Auch der Nachwuchs in den beiden Jugendmannschaften gibt für die Zukunft durchaus zu Hoffnungen Anlass.

Aktuell besteht die Abteilung aus 25 aktiven Herren und 10 Jugendspielern, die wöchentlich an zwei Trainingsabenden in der Käppele-Turnhalle versuchen, ihr spielerisches Können zu halten oder zu steigern. Stolz ist man in der Abteilung auch auf den Spieler der dritten Mannschaft Eckhard Mayer, der seit 1984 als Schiedsrichter für die TTA 08 Mühlacker im Verband tätig ist. Seit dem Jahr 2002 gehört er gar zu den wenigen international tätigen deutschen Schiedsrichtern.

Die TTA 08 Mühlacker nimmt jedoch nicht nur am Verbandsspielbetrieb teil, sondern führt auch selbst Veranstaltungen durch. In den Gründerjahren und danach wurden Tischtennisturniere, die sich bei den Vereinen in der Umgebung großer Beliebtheit erfreuten, veranstaltet. Es wurden von der TTA 08 Mühlacker u. a. Stadtturniere, Ranglistenturniere des Bezirks, Bezirksmeisterschaften und Bezirkstage in Mühlacker durchgeführt.

Bei allem sportlichen Ehrgeiz, den die Mitglieder der TTA zeigten und noch heute zeigen, wurde und wird aber der gesellige Teil nicht vergessen. So werden seit vielen Jahren Wandertage, Ausflüge, Sommerfeste und sonstige Feiern abgehalten, die von den Mitgliedern sehr gut angenommen werden. Im Jubiläumsjahr wird die Abteilung von Rolf Hahnenkratt und Klaus-Jürgen Sommer geleitet. Zur Seite steht ihnen Günter Rust, der seit über 40 Jahren der Abteilung als stellvertretender Abteilungsleiter zur Verfügung steht.

60 Jahre sind nun seit der Abteilungsgründung vergangen. Was haben wir in dieser Zeit nicht alles miteinander erlebt? Meisterschaften, Abstiege, Feste, Turniere, Freude, Ärger, Streit, Freundschaften, Trennungen und und und …. Was bleibt uns davon in Erinnerung, was haben wir in all den Jahren eigentlich erreicht?

Die schönen Dinge wie Freundschaften, Kameradschaften, Meisterfeiern oder die ganz wichtigen Nichtabstiegsfeiern bleiben uns sicherlich als sehr angenehme Erinnerungen im Gedächtnis haften. Wir sind seit 60 Jahren eine feste Größe im Verband, im Bezirk und in der Stadt Mühlacker. Eigentlich ist das gar nicht so schlecht für eine kleine Tischtennisabteilung, oder? Wir hoffen, dass wir noch lange Jahre unseren Tischtennissport bei der 08 Mühlacker ausüben können. Vielleicht schaffen wir es nochmals 60 Jahre. Wer weiß? Wir versuchen’s jedenfalls.

Mühlacker, im April 2008